Entstehung von VUCA

VUCA ist ein Begriff, der ursprünglich vom US-Militär geprägt wurde. Nach dem Ende des
Kalten Kriegs kam es zu einer zunehmenden Unsicherheit und Komplexität der Planung von
Strategien durch den Zusammenbruch der UdSSR. Als Antwort auf diese Zustände wurde im
Jahre 1990 der Begriff „VUCA“ als Ausdruck der zunehmenden Volatility, Uncertainty,
Complexity und Ambiguity am United States Army War College geprägt. Im Deutschen hat
sich der Begriff VUKA mit gleicher Bedeutung etabliert. Die Bestandteile der Abkürzung
Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität sind dabei eine direkte Übersetzung
aus dem Englischen.1

Die Wirtschaftswissenschaften haben den Begriff übernommen. So stand zunächst im
Militärischen, bedingt durch schnelle kriegerische Aktionen, die kurzfristige
Entscheidungsfindung mittels kleiner dezentraler Kommandoteams im Vordergrund.
Ursprünglich in die Finanzbranche übertragen, sollte beschrieben werden, dass Zustände, die zuvor als stabil oder gleichmäßig galten, sich nun mit einer erheblich zunehmenden
Geschwindigkeit verändern können. Volatilität soll abgeleitet die häufigen und ungerichteten Veränderungen in kurzer Zeit darstellen. Dabei sind die Herausforderungen meist bekannt aber in Bezug zu Eintrittszeitpunkt und Dauer nicht vorhersehbar. Unsicherheit soll die erschwerte Prognose zukünftiger Ereignisse darstellen, die sich besonders in einer zunehmenden Unvorhersehbarkeit manifestiert. Die Unsicherheit ist in besonderem Maße mit dem Begriff der Volatilität verknüpft. So kann die häufige und ungerichtete Veränderung von Ansprüchen der Kunden als eine Quelle der Unsicherheit gesehen werden.2

Komplexität beschreibt die zunehmende Verstrickung von agierenden Einheiten in einem
globalen System. Mit anderen Worten handelt es sich um die zunehmende globale Vernetzung und die aus ihr resultierenden Verknüpfungen und Wirkungen untereinander. Es
entsteht eine erschwerte Interpretierbarkeit der Wechselwirkungen und Einflüsse.
Besonders eng ist dieser Begriff mit dem letzten Bestandteil, der Ambiguität, verknüpft.
Diese soll die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten von Informationen im
Planungsprozess darstellen. Die Interpretation dieser Daten ist dabei besonderes abhängig
von kulturellen, globalen, aber auch generationsbedingten Einflüssen. Eine korrekte
Abbildung der Verknüpfungen ist nur dann möglich, wenn die zugrundeliegenden
Informationen im richtigen Kontext, wie z.B. dem Kulturellen, interpretiert werden.
Zusätzlich ist die Komplexität ebenfalls von der Volatilität und Unsicherheit in besonderem
Maße abhängig.3

Neue Herausforderungen in der Logistikbranche

Vernetzung und die aus ihr resultierenden Verknüpfungen und Wirkungen untereinander. Es
entsteht eine erschwerte Interpretierbarkeit der Wechselwirkungen und Einflüsse.
Besonders eng ist dieser Begriff mit dem letzten Bestandteil, der Ambiguität, verknüpft.
Diese soll die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten von Informationen im
Planungsprozess darstellen. Die Interpretation dieser Daten ist dabei besonderes abhängig
von kulturellen, globalen, aber auch generationsbedingten Einflüssen. Eine korrekte
Abbildung der Verknüpfungen ist nur dann möglich, wenn die zugrundeliegenden
Informationen im richtigen Kontext, wie z.B. dem Kulturellen, interpretiert werden.
Zusätzlich ist die Komplexität ebenfalls von der Volatilität und Unsicherheit in besonderem
Maße abhängig.

So hatte die Corona-Pandemie, wie bereits beschrieben, oftmals das Schließen von Grenzen
zur Folge. Dies wiederum sorgte dafür, dass Transportrouten entweder vollständig wegfielen
oder nur mit einem hohen Aufwand neukonzipiert werden konnten. Der Einfluss von
Grenzschließungen auf die Nutzbarkeit von Transportrouten zeigte sich so auch besonders
im Rahmen des Brexits. LKW-Fahrer, die dringend für die Durchführung der Transporte
benötigt wurden, durften aufgrund von ungeklärten VISA-Beschränkungen nicht in ihr
Beschäftigungsland einreisen.4

Es zeigt sich also, dass Lieferketten bedingt durch die Einflüsse der VUCA-Welt zunehmend
anfälliger für Störungen werden. Daraus lässt sich ableiten, dass es eine der zentralen
Herausforderungen der Logistikbranche ist, die Störungsanfälligkeit zu reduzieren. Um dies
zu gewährleisten ist eine Ausweitung der Standortnetzwerke erforderlich. Hierunter ist die
räumliche Verteilung und Verkleinerung von Lagern zu verstehen. Die Vorteile eines
kleinteiligen und engmaschigen Netzes stellen sich dabei als vielseitig dar. Unter anderem
sind solche Netzwerke weniger störanfällig für einzelne Eingriffe, wie die Zerstörung eines
Lagers durch Extremwetterbedingungen. Aber auch das Wegfallen von Transportrouten lässt sich hierdurch besser überbrücken. Daher ist es als Herausforderung abzuleiten,
Investitionen in die Ausweitung des Standortnetzwerkes zu tätigen.5

Eine weitere Herausforderung ergibt sich durch das Wegfallen diverser Absatzmärkte, wie es
zu Zeiten von Corona der Fall war. Viele Unternehmen sahen sich dazu gezwungen,
alternative Absatzwege zu entwickeln. Der Besuch in einer Niederlassung und das
anschließende Mitnehmen der Ware war oftmals durch Eindämmungsmaßnahmen nicht
möglich. Alternative Absatzwege stellten unter anderem Lieferservices dar.

Besonders der Absatz von Lebensmitteln über diese alternativen Absatzwege, wie dem
Online-Handel, wuchsen die Umsätze im zweiten Quartal des Jahres 2020 um 89,4%. Über
alle Branchen im Bereich des Online-Handels verteilt, stieg der Absatz, im Vergleich zum
vorherigen Quartal, um 16,5% an. Im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2020, in dem
die Corona-Pandemie noch nicht im breiten Fokus der Bevölkerung stand, entspricht dies
einer Zunahme von 15 Prozentpunkten, hier betrug das Wachstum nur 1,5%.6

Eine Zunahme von Bestellungen über digitale Absatzwege stellt dabei besonders KEP-Dienstleister vor die Herausforderung mit stark erhöhten Transportvolumina kalkulieren zu müssen. So stieg das Sendungsvolumen, im ersten Jahr der Pandemie, von 3,5 Milliarden Paketen im Jahr 2018 auf über 4 Milliarden Sendungen im Jahr 2020. Rund die Hälfte des Sendungsvolumens stammte dabei aus dem B2C-Bereich, wohingegen der B2B-Bereich zurückging. Durch das erhöhte Aufkommen von Sendungen sahen sich die KEP-Dienstleister mit zwei einander bedingenden Problemen konfrontiert. Zum einen waren die
Sendungsmengen, für einen Mitarbeiter eines Liefergebietes, zu groß, um diese Fristgerecht
zuzustellen. Zum anderen waren die Mitarbeiterzahlen nicht ausreichend, um dem gesamten Aufkommen gerecht zu werden. Als Lösung für diese Probleme wurden zunächst die Mitarbeiterzahlen erhöht und zum anderen die Liefergebiete erheblich verkleinert. Der
genaue Zuwachs der Mitarbeiter in der KEP-Branche ist umstritten, den Daten der
Bundesagentur für Arbeit folgend stieg die Gesamtzahl das Beschäftigen aber um ca. 34.000
Arbeitsplätze in zwei Jahren.7

Diese Entwicklung steht im Einklang mit der Herausforderung an Unternehmen der
Logistikbranche, gut verzweigte und kleinteilige Lager und Lieferstrukturen zu entwickeln.
Besonders die Verkleinerung der Liefergebiete der KEP-Dienstleister verdeutlicht diese
Herausforderung besonders. Zusätzlich ergeben sich aber auch weitere Herausforderungen
wie die steigenden Transportvolumen und der schlagartig ansteigende Personalbedarf.

Eine weitere Herausforderung, mit der sich die Logistikbranche konfrontiert sieht, ist die der
zunehmenden Automatisierung von Aktivitäten. Auch wenn Pionier-Unternehmen eine erste
Automatisierung bereits in den 80er Jahren umsetzten, sind viele Bereiche außerhalb der
Lagerhaltung noch nicht automatisiert. Die am weitesten vorangeschrittene Entwicklung in
Bezug auf die Automatisierung liegt im Bereich der Intralogistik. Diese bietet sich besonders
aufgrund der unternehmensinternen Homogenität der Prozesse an. Im Bereich der
Intralogistik ist die Anwendung solcher Automatisierungen aber vor allem durch die
Wirtschaftlichkeit begrenzt. Bei sogenannten Schnelldrehern, also Güter und Waren die nur
kurzfristig im Lager verbleiben und häufig umgeschlagen werden, rentieren sich die
Investitionen allerdings oft schnell. Gleichwohl müssen viele Güter oftmals
unternehmensübergreifend transportiert werden und somit mehrfach den Verkehrsträger
und das Warenhaltungssystem wechseln. Aufgrund der Inhomogenität der transportierten
Güter und ihrer Ladungs-Sicherung/ Verpackung, werden viele Be- und Entladungen der
Verkehrsträger manuell vom Lagerpersonal durchgeführt.8

Es ist davon auszugehen, dass die Automatisierung von physischen Aktivitäten erhebliche
Vorteile in Bezug auf eine Zeitersparnis hat. Zusätzlich können Arbeitskräfte eingespart
werden und in Krisenzeiten, wie zu Zeiten der Corona-Pandemie, Einfluss-unabhängig
Aufträge erfüllt werden. Ein zusätzlicher Vorteil von automatisierten Aktivitäten ist die
reduzierte Störanfälligkeit gegenüber externen Einflüssen. Es ist daher eine Herausforderung
für Logistikunternehmen die Automatisierung weiter voranzutreiben.

Um aber einen reibungslosen Umgang von Waren durch vollautomatisierte Anlagen
sicherzustellen, ist die Integration diverser digitaler Anbindungen an externe Stellen
erforderlich. Die Fähigkeit Daten schnell und in entsprechender Größe zu übertragen ist zu
einem Faktor geworden, der über die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens entscheiden
kann. Aber auch die Analyse von großen Datenmengen sogenannter „Big Data“ ist zu einem Schlüsselfaktor des wirtschaftlichen Erfolgs geworden. Die digitale Übertragung von Daten
zeigt erhebliche Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit, Korrektheit der Daten und das des
Volumens im Vergleich zu analogen Methoden. Der Einsatz digitaler
Kommunikationsmethoden bietet, besonders in Bezug der Integration von
Logistikdienstleistern in Unternehmensinterne Prozesse, vielseitige Möglichkeiten.9

So wird bei einem indonesischen Autoteilelieferanten, der mittels des Kanban-Prinzips des
TPS Waren bei Zulieferern bestellt, der Vorteil von digitaler Kommunikation ersichtlich. Vor
der Umstellung wurde der Versand von sogenannten Kanban-Karten über analoge Kanäle
geführt. Als problematisch stellte sich hier besonders die geringe Informationsdichte heraus.
Durch den Einsatz einer digitalen Kanban-Karte war es dem Unternehmen möglich, eine
erheblich bessere Integration seiner Zulieferer und der zwischengeschalteten
Logistikdienstleister zu schaffen. Zusätzlich wurde es durch die Erstellung eines Online-Tools
möglich, Daten der anstehenden Lieferungen für alle Beteiligten ersichtlich zu machen.
Ebenso wurden Schnittstellen freigegeben, welche die Integration der externen Daten in
eigene Planungs-Tools der Logistikdienstleister ermöglichte. Anhand dieses Beispiels zeigt
sich, dass Unternehmen des Bereichs der Logistik durch eine digitale Integration einen
Vorteil erhalten, da Aufträge nun planbarer wurden und die Transportvolumen besser
abgestimmt werden konnten.10

Logistik-Unternehmen, die in einer VUCA-Welt agieren, können mittels digitaler Vernetzung
besser mit steigender Komplexität und Unsicherheit umgehen. Dies ist unter anderem durch
einen verbesserten Planungshorizont aber auch durch die Möglichkeit zur selbstständigen
Analyse der externen Unternehmensdaten möglich. Komplexe Strukturen können besser
durchdrungen werden und Einflüsse auf einzelne Glieder der Wertschöpfungskette werden
greifbar. Unternehmen in Deutschland stehen in Bezug zur Digitalisierung allerdings vor
einer erheblichen Herausforderung.

So zeigt sich, dass der „Industrie 4.0 Readiness-Score“, der anhand verschiedener Aspekte in
Bezug auf Digitalisierung berechnet wird, hauptsächlich in kleinen Unternehmen sehr niedrig
ist. Bei der Einstufung in eine der sechs Ebenen erreichen Unternehmen mit bis zu 19
Mitarbeiten nur zu 10% die erste Stufe. Fast 90% dieser Unternehmen befinden sich noch in der Stufe 0. Aber auch Unternehmen mit mehr Personal erreichen selten eine höhere Stufe
als die dritte. Es ist aber auch zu erkennen, dass besonders Unternehmen, die eine
Mitarbeiterzahl von 20 bis 99 haben, die höchste „Industrie 4.0 Readiness“ aufweisen.
Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, schneiden in Bezug auf die einstufen
wiederum schlechter ab. Es ist zu vermuten, dass auf der einen Seite die Finanzierung ein
großes Problem besonders für kleine Unternehmen darstellt und auf der anderen Seite eine
vollständige Digitalisierung in kleineren Unternehmen einfacher fällt als in großen.11

Daher ist das Vorantreiben der Digitalisierung als eine weitere Herausforderung von
Unternehmen in der Logistikbranche anzusehen.

Weitere Herausforderungen, die im Rahmen einer VUCA-Welt entstehen, gehen auf ein
vermehrtes Bewusstsein von Konsumenten in Bezug auf die schädlichen Einflüsse der
Logistik-Branche auf die Umwelt zurück. Das Transportwesen als Teilgebiet der Logistik steht
dabei, bedingt durch die anteilig größten Umweltfolgen, im besonderen Fokus.
Maßnahmen, die von Konsumenten gefordert werden, beziehen sich dabei auf die Nutzung
umweltfreundlicherer Verkehrsträger, die Verringerung des Transportaufkommens und die
Vermeidung von Transporten in Gänze, durch die Digitalisierung von Produkten. Zusätzlich
ist in Bezug auf die Lagerlogistik eine Reduktion der Flächennutzung und eine
umweltfreundliche Lagerung, zum Beispiel durch effizientere Kühlhäuser, im Fokus vieler
Konsumenten.12

Einige dieser Forderungen stehen dabei im direkten Widerspruch zu den
Herausforderungen, die sich durch ein VUCA-Umfeld ergeben. Andere, wie die Vermeidung
von Transporten durch Digitalisierung hingegen, stehen im Einklang mit diesen. Es ist daher
eine Herausforderung für Unternehmen der Logistik-Branche, die Wünsche der
Konsumenten mit den Bedingungen, die sich durch eine VUCA-Welt ergeben, in Einklang zu
bringen.

Einführung digitaler Lösungen

Bedingt durch die Vielzahl von Einflüssen externer und interner Art, ist die Steuerung von
Supply-Chains zunehmend komplexer geworden. Von Unternehmen, die im Bereich der
Logistik tätig sind, wird oftmals Resilienz der Lieferketten gefordert, um den Ansprüchen,
entstehend aus der VUCA-Welt, gerecht zu werden. Für die Umsetzung von resilienten
Lieferketten ist es daher von größter Wichtigkeit, ein genaues Abbild aller verbundenen
Prozesse, Lieferbeziehungen und Ressourcenaufkommen zu erstellen. Eine solche
Darstellung ist allerding nur mittels digitaler Lösungen, aufgrund der beschriebenen
Komplexität, möglich.

Ein Ansatz der sich besonders durch die zunehmende Leistungsfähigkeit von Computern als
vielversprechend erweist, ist der sogenannte digitale Zwilling. Ursprünglich entstanden ist
die Idee der Erstellung einer exakten Reproduktion der Gegebenheiten in der Raumfahrt.
Zurückführen lässt sich dieser Ansatz auf die ersten Apollo-Missionen, bei denen neben dem
eigentlichen Raumfahrzeug ein „Zwilling“ erstellt wurde, der für die Ingenieure des Apollo-Programms zur Erprobung von Notfalllösungen gedacht war.13

Es gibt verschiedene Ansätze für die Umsetzung eines digitalen Zwillings. Auf der einen Seite
steht dabei die Modellierung physischer Gegebenheiten wie zum Beispiel die digitale
Darstellung von Maschinen. Durch einen Einsatz dieser wird es produzierenden
Unternehmen möglich geplante Veränderungen an Maschinen vor ihrer eigentlichen
Umsetzung auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.14

Ein weiterer Aspekt, der sich besonders in den letzten Jahren etabliert hat, ist das Anbieten
von digitalen Plattformen im B2B-Bereich. Diese sind in ihrer Art und in ihrem Aufbau ähnlich zu klassischen B2C-Plattformen wie iOS oder Google Android. Der Nutzen, den diese
Plattformen mit sich bringen, ist ähnlich wie bei den Konsumenten orientierten Plattformen
abhängig von der Anzahl der Nutzer. Die Idee solcher B2B-Plattformen ist es, dass Daten des
einen Nutzers im Gegenzug für die Daten eines anderen Nutzers freigegeben werden.
Ähnlich zu Fragestellungen der Privatsphäre, im Bereich der Nutzung solcher Plattformen
von Konsumenten, stehen Unternehmen vor einer ähnlichen. Welche Daten freigegeben
werden können, ohne dabei geistiges Eigentum oder Betriebsgeheimnisse preiszugeben, ist
so ein zentraler Aspekt, welcher von Unternehmen bei der Nutzung einer solchen Plattform
überdacht werden sollte.15

Besonders im Bereich der „Supply Chain Ecosystems“ ergeben sich durch die Nutzung einer
solchen Plattform neue Potentiale. Bisher standen agile und effiziente Supply-ChainKonzepte in einem Widerspruch zueinander. Durch die Einführung eines digitalen Zwillings
einer Supply-Chain können diese Widersprüche jedoch überwunden werden. Für die
Umsetzung eines derartigen Konzepts sind verschiedene Kriterien ausschlaggebend für den
Erfolg. Zunächst ist allen Akteuren der bisher bestehenden Supply-Chain der Zugang zu allen
relevanten Daten zu gewährleisten. Aber auch außenstehenden Akteuren sollten diese
Daten, in reduzierter Form, zur Verfügung stehen. So könnte bei einem Ausfall eines
Lieferanten die Fehlmenge für außenstehende Akteure freigegeben werden. Diese könnten
ebenfalls freistehende Kapazitäten auf der gemeinsamen Plattform angeben. So könnte der
Ausfall des einen Haupt-Lieferanten kurzfristig von einem anderen überbrückt werden.
Besonders in Bezug auf die Agilität als Bestandteil einer resilienten Lieferkette, lassen sich
hier Potenziale ausnutzen. Ein weiteres Kriterium für die erfolgreiche Umsetzung, wäre die
schnelle Erfassung von Daten aus dem Verkauf eines Produktes. Diese könnten dann
entsprechend auf der Plattform an die einzelnen Akteure weitergeleitet werden, um so
Trends frühzeitig zu erkennen und Lieferengpässe zu vermeiden. 16

Es zeigt sich somit, dass die Nutzung eines digitalen Zwillings, Ansprüche, die an
Logistikunternehmen durch die VUCA-Welt entstehen, lösen lassen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Einflüsse, die durch die vier Aspekte einer
VUCA-Welt auf Unternehmen in der Logistikbranche entstehen, vielseitig sind. Neben
Herausforderungen wie der Reduzierung der Störanfälligkeit von Transportrouten und der
Ausweitung des Standortnetzwerkes sind besonders, bedingt durch die Nutzung alternativer
Absatzwege, Logistikunternehmen gefordert, erfolgreich mit steigenden
Transportaufkommen und Mitarbeiterzahlen zu planen. Ebenso stehen Sie, bedingt durch
den Klimawandel, so sehr wie noch nie im Fokus der Öffentlichkeit. Es ist daher auch eine
Herausforderung, die Vorgaben der Kunden mit den Ansprüchen der Öffentlichkeit in
Einklang zu bringen. Zusätzlich sollte bedingt durch die schlagartig wechselnden
Bedingungen der Umwelt, auf eine erweiterte Digitalisierung und Automatisierung
zurückgegriffen werden. Besonders in diesem Bereich eröffnen sich, durch
Neuentwicklungen wie dem digitalen Zwilling, Möglichkeiten mit den anstehenden
Herausforderungen umzugehen.
Viele Großereignisse der vergangenen Jahre haben die Wichtigkeit der Umsetzung dieser
Herausforderungen an Unternehmen der Logistik verdeutlicht. Bei einer erfolgreichen
Umsetzung einiger der genannten Punkte ist bereits mit einer erheblichen Verbesserung der
Leistungsfähigkeit im Fall des Eintretens eines ähnlichen Großereignisses zu rechnen.
Besonders die Entwicklungen im Bereich einer digitalen Plattform für Industriebetriebe wird
in Zukunft einer der zentralen Aspekte zur Schaffung einer resilienten Lieferkette sein. Es ist
davon auszugehen, dass durch eine bessere Vernetzung der Unternehmen untereinander
auch die Fähigkeit zunimmt, mit spontanen, komplexen, und ungerichteten Entwicklungen
im Bereich der Logistikunternehmen umzugehen.

Quellen:

  1. Sarica, Ruth Maria (2020): Gesunde Führung in der VUKA-Welt: Orientierung, Entwicklung und Umsetzung in die Praxis, Freiburg: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, 2020
  2. Lenz, Ulrich (2019): Coaching im Kontext der VUCA-Welt: Der Umbruch steht bevor, in: Jutta Heller(Hrsg.), Resilienz für die VUCA-Welt, 2019, S. 49–68, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21044-1_4#
  3. Kaune, Axel/Glaubke, Niko/Hempel, Therese (2021): Change Management und Agilität: Aktuelle Herausforderungen in der VUCA-Welt, Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden; Imprint Springer Gabler, 2021
  4. Kleemann, Florian C. (2017): Logistik in der Antarktis: Supply Chain Management für das Ende der Welt, Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017
  5. Kleemann, Florian C./Frühbeis, Ronja (2021): Resiliente Lieferketten in der VUCA-Welt: Supply Chain Management für Corona, Brexit & Co, Wiesbaden/Heidelberg: Springer Gabler, 2021
  6. Kleemann, Florian C./Frühbeis, Ronja (2021): Resiliente Lieferketten in der VUCA-Welt: Supply Chain Management für Corona, Brexit & Co, Wiesbaden/Heidelberg: Springer Gabler, 2021
  7. Busch, Gesa u. a. (2021): Veränderungen des Einkaufsverhaltens bei Lebensmitteln während der Corona-Pandemie, in: Andreas Meyer-Aurich/Markus Gandorfer/Christa Hoffmann/Cornelia Weltzien/Sonoko Bellingrath-Kimura/Helga Floto (Hrsg.), 41. GIL-Jahrestagung, Informations- und Kommunikationstechnologie in kritischen Zeiten, 2021, S. 55–60
  8. Falkenberg, Jonathan/Wilkesmann, Maximiliane/Berns, Hendrik (2022): Von Tür zu Tür im PandemieModus, in: Arbeit 31 (2022), S. 13–33, https://doi.org/10.1515/arbeit-2022-0002#
  9. Helmke, Björn (2019): Digitalisierung in der Logistik, in: Dirk H. Hartel (Hrsg.), Projektmanagement in Logistik und Supply Chain Management: Praxisleitfaden mit Beispielen aus Industrie, Handel und Dienstleistung, 2019, S. 183–207, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23999-2_7#
  10. Bölzing, Dieter (2018): Überleben und Wachsen in der Sofortgesellschaft: Wie Sie Ihrem Unternehmen durch Big Data und Value Chain Wettbewerbsvorteile verschaffen, Wiesbaden: Springer Gabler, 2018
  11. Ricky, Christian/Kadono, Yasuo (2020): A Case Study of E-Kanban Implementation in Indonesian Automotive Manufacture, in: 2020 8th International Conference on Cyber and IT Service Management (CITSM), 2020, https://doi.org/10.1109/citsm50537.2020.9268867#
  12. Bardt, Hubertus u. a. (Hrsg.) (2016): Wohlstand in der digitalen Welt: Erster IW-Strukturbericht, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft Medien GmbH, 2016
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  14. Wegener, Dieter (2019): Industrie 4.0 – wie die Digitalisierung die Produktionskette revolutioniert, in: Robert Obermaier
  15. Wegener, Dieter (2019): Industrie 4.0 – wie die Digitalisierung die Produktionskette revolutioniert, in: Robert Obermaier
  16. Guggenberger, Tobias/Möller, Frederik/van der Valk, Hendrik (2022): Geschäftsökosysteme im Zeitalter der Data Economy, in: Michael ten Hompel/Michael Henke/Boris Otto (Hrsg.), Silicon Economy, 2022, S. 75–90, https://doi.org/10.1007/978-3-662-63956-6_5#
  17. Guggenberger, Tobias/Möller, Frederik/van der Valk, Hendrik (2022): Geschäftsökosysteme im Zeitalter der Data Economy, in: Michael ten Hompel/Michael Henke/Boris Otto (Hrsg.), Silicon Economy, 2022, S. 75–90, https://doi.org/10.1007/978-3-662-63956-6_5#
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